Stell dir vor, du bist auf Urlaub in Bhutan, schulterst nach einem ausgiebigen Frühstück in der Sonne deinen Rucksack und wanderst los - durch einsame Täler, entlang kleiner gurgelnder Rinnsale oder wilderen Gebirgsbächen, hoch hinauf auf abenteuerliche Gipfel und quer durch traditionelle Bergdörfer. Die Wipfel des Himalaya thronen hoch über dir, doch eigentlich bist du mittendrin. Tagelang triffst du auf keine Menschenseele, außer einige spielende Kinder und Bauern, die sich um ihre Tiere kümmern - keiner spricht deine Sprache, und ganz bestimmt niemand ist ebenfalls bloß zu Besuch. Du hast dieses Erlebnis ganz für dich.
Bhutan ist eines der wenigen Länder der Welt, wo solche komplett urtümlichen Abenteuer noch möglich sind, denn für Urlauber ist es erst seit wenigen Jahren zugänglich. Von Massentourismus ist da keine Rede, dafür von authentischen Erlebnissen in der unberührten Natur des Himalaya. Das heißt aber auch, dass natürlich nicht die selbe Infrastruktur besteht wie in anderen Ländern dieser Region. Es gibt hier zwar ein paar tolle Hotels in und um Thimphu und Paro, doch wenn es um individuelle Reisen in die Landschaften abseits der Hauptpfade geht, gibt es einfach noch keine festen Unterkünfte. Hier bist du nach wie vor auf Zelte angewiesen.
Bevor dir aber das Grauen vor kleinen unbequemen Zelten kommt, kann ich dir gleich Entwarnung geben. Ich war während meiner Bhutan-Reise schwanger und durfte deswegen beim Trekking nicht bis ganz nach oben, doch das mit dem Zelten war für mich überhaupt kein Problem. Man kann hier nämlich auch Zelten mit Luxus verknüpfen und in die abgelegensten Winkel des Landes wandern ohne auf Komfort verzichten zu müssen.
Beim Komfort-Camping in Bhutan hast du die Wahl zwischen Standardzelten und der Luxusvariante. Standardzelte haben einen Teppichboden (hört, hört), bequeme Luftmatratzen und richtige Kopfkissen. Du bekommt außerdem eine Wärmflasche, die dich in den kühlen Bergnächten warm hält. Deine Begleitmannschaft, die einen Guide, einen Koch und Träger umfasst, errichtet fast ein kleines Dorf - ein Küchenzelt und ein Speisezelt komplett mit Tisch und Stühlen, ein Toilettenzelt, und sogar ein Duschzelt mit Shower-Bag.
Bei der Luxusvariante geht der Komfort noch einen Schritt weiter. Die Ausstattung der Zelte ist quasi gleich - es gibt jedoch einen Gasheizer im Speisezelt, der während der Mahlzeiten für wohlige Wärme sorgt. Im Camp wird außerdem ein romantisches Lagerfeuer errichtet. Dein Schlafzelt ist ebenfalls luxuriöser, denn du schläfst in deinem gefütterten Schlafsack in einem richtigen Campingbett! Durchfroren in ein hüfthohes Kuppelzelt kriechen und mit Rückenschmerzen aufwachen, war gestern!
Das beste am Zelttrekking ist, dass die Reiseroute total offen ist und dein Guide dich an die schönsten und einsamsten Orte bringen kann, solange die Errichtung des Camps möglich ist. Du könntest zum Beispiel dem legendären Druk Path folgen, einem ehemals wichtigen Handelsweg über die Bergkette, die die Täler von Thimphu und Paro teilt. In vier Tagen wanderst du von Paro nach Thimphu; du genießt traumhafte Aussichten auf beide Orte und den heiligen Berg Chomolhari, und steigst auf zu fast 4,000m Höhe!
Eine anspruchsvollere und längere Route ist das Trekking zum Basislager des Chomolhari. Neun Tage wanderst du durch riesige Rhododendronwälder und endlose Täler bis nach Jangothang auf 4,115m und den 4,820m hohen Yeli La Pass. Muss ich noch sagen, dass die Aussichten auf die hohen Gipfel des Himalaya nicht aufhören umwerfend und inspirierend zu sein? Und was ist schöner nach einem langen Tag auf den Beinen, als eine heiße Dusche, eine warme Mahlzeit und ein gemütliches Bett? Beim Komforttrekking, alles kein Problem!
Bhutan ist eines dieser unvergesslichen Reiseziele, an das so schnell nichts anderes ran kommt. Hättest du dir Zelten im Himalaya so vorgestellt? Wenn du mich fragst, ein echter Geheimtipp!